Die Mundkommunion setzte sich in der Westkirche ab etwa dem 5./6. Jahrhundert ganz von selbst immer stärker durch. Vormals war die Handkommunion üblich, allerdings unter sehr ehrfürchtigen Gebärden und ohne die Hostie dabei selbst zwischen die Finger zu nehmen (teilweise musste die Hand mit einem Tuch verhüllt sein). Zeugnisse für die Mundkommunion als Praxis der Kommunionspendung gibt es bereits seit Papst Gregor (540-604) dem Großen. Das Knien kam wohl ab etwa dem 11. Jahrhundert hinzu. In der überlieferten Form des römischen Ritus segnet der Priester jeden einzelnen während des Kommunionempfangs und legt ihm die Hostie direkt auf die ausgestreckte Zunge, indem er folgende Worte spricht: „Der Leib unseres Herrn Jesus Christus + bewahre Deine Seele zum ewigen Leben. Amen.“ („Corpus Domini nostri Jesu Christi custodiat animam tuam in vitam aeternam. Amen.“)
Jeder Partikel ist heilig!
Die Instruktion „Memoriale Domini“ vom 29. Mai 1969 fordert den Umgang mit der hl. Kommunion wie folgt:
„Und schließlich wurde liebevolle Sorgfalt den Krumen des konsekrierten Brotes gegenüber angewandt, die die Kirche immer empfohlen hat: ‚Wenn du zulassest, dass etwas dir wegfällt, so halte dafür, als hättest du aus deinen eigenen Gliedern etwas verloren‘ (Cyrill von Jerusalem).“
An anderer Stelle schreibt Cyrill von Jerusalem, den die Instruktion hier zitiert, dass selbst auf kleinste Teilchen in der Größe von Samen achtzugeben sei, weil sie kostbarer sind als Gold und Edelsteine. In ähnlicher Weise sehen es auch andere antike Zeugen wie Origenes oder Tertullian. So soll also ein Herunterfallen kleiner Teile der Hostie so gut wie möglich verhindert werden, da es sich um Jesus selbst handelt, der dann auf den Boden fällt. Aus diesem Grund ist es Brauch beim Kommunionempfang zusätzlich die Patene von einem Ministranten unter das Kinn des Kommunizierenden halten zu lassen, um kleinste Partikel aufzufangen bzw. um ein versehentliches Herunterfallen der Hostie zu verhindern. Ein weiterer Vorteil dieser Form des Empfangs der hl. Kommunion ist außerdem das Erschweren von Missbräuchen durch Mitnahme und Entehrung des Allerheiligsten.
Ehrfurcht steigern
Weiter empfiehlt die Instruktion „Memoriale Domini“ die Mundkommunion:
„weil sie die Ehrfurcht der Christgläubigen der Eucharistie gegenüber zum Ausdruck bringt. Dieser Brauch ist in keiner Weise der Würde derjenigen abträglich, die einen so hohen Sakramente nahen: Er gehört zu jener Vorbereitung, die erforderlich ist, dass der Leib des Herrn auf die fruchtbarste Weise empfangen werde. Diese Ehrfurcht gebührt nicht dem gewöhnlichen Brot und Trank, sondern zeichnet die Kommunion des Leibes und Blutes des Herrn aus.“
Gegenwart Christi begreiflicher machen
Ein weiterer Vorzug der knienden Mundkommunion ist es, sich die Gegenwart Christi im hl. Sakrament des Altares begreiflicher zu machen. Gott hat sich für uns in einem Stück Brot absolut veräußert, was mit unserem Verstand nur schwer fassbar wird, sich aber durch einen ehrfürchtigen Kommunionempfang besser erfahren lässt.
Die Kommunionspendung findet an mit einem weißen Tischtuch bedeckten Kommunionbänken statt. Wie an einer festlichen Tafel (im Hochamt) versammeln sich die Gläubigen auf der einen Seite der Kommunionbank und der Priester mit dem ihm assistierenden Ministranten steht auf der anderen Seite. Weitere Ministranten mit Kerzenleuchtern verdeutlichen die freudige Stimmung des gemeinsamen Empfangs des Herrn in der Eucharistie.
Zeichen der Anbetung
Mit der Geste des knienden Empfangs der Hostie in den Mund, wird zudem deutlich, dass der Mensch nur ein Empfangender ist und sich nicht selber nimmt und selber gibt. Es ist Gott, der zum Menschen kommt. Die kniende Mundkommunion ist zugleich eine besonders ausdrucksvolle Geste der Anbetung des in der Hostie real und substantiell anwesenden Herrn Jesus Christus.
Anleitung: Wie funktioniert die Mundkommunion?
Der Kommunikant kniet sich zum Kommunionempfang hin, hält seine Hände vor der Brust gefaltet, öffnet den Mund und streckt die Zunge heraus. Der Priester legt nun die Hostie auf die Zunge des Kommunikanten.
Die Kelchkommunion ist in der überlieferten Liturgie nicht üblich, was vermutlich den praktischen Grund hat, dem Verschütten von konsekrierten Weines vorzubeugen, da dieses sich manchmal kaum zu vermeiden lässt.
Verfasser des Textes: C. S.
Weitere Besonderheiten
Erklärungen zu weiteren Besonderheiten der überlieferten klassisch-römischen Liturgie finden Sie in folgenden Beiträgen:
Quellen:
- Lugmayr, Martin: Handkommunion. Eine historisch-dogmatische Untersuchung; Buttenwiesen 2001, S. 20ff., 43, 53.
- Ramm, Martin: Zum Altare Gottes will ich treten; Thalwil 2005, S. 137f.
- Memoriale Domini, Kongregation für den Gottesdienst und die Sakramentenordnung unseres Heiligen Vaters Paul VI. Über die Art und Weise der Kommunionspendung, 29. Mai 1969.